1. Gesellschaftliche Veränderungen und daraus resultierende Bedürfnisse
Seit den 60er Jahren lässt sich ein ausgeprägter Wandel der Haushalts- und Familienstrukturen sowie ein verändertes Verständnis von Familie erkennen. Alleinerziehende Eltern sind keine Seltenheit und Ein-Kind-Familien werden immer beliebter. Hinzu kommt, dass sich die Geschlechterrollen gewandelt haben. Diese Wandlung lässt sich unter anderem im Faktum erkennen, dass sich die Erwerbsquote von Müttern mit Kindern im Vorschulalter seit den 1980er Jahren beinahe verdreifacht hat. Ebenso bleiben heutzutage über 60 Prozent der Mütter nach der Geburt des ersten Kindes erwerbstätig. Solche gesellschaftlichen Veränderungen rufen neue Bedürfnisse hervor und fordern seitens der Familienpolitik Strukturen zur Ermöglichung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

1.1 Die Tagesstrukturen
Eine mögliche Antwort auf diesen gesellschaftlichen Wandel und den daraus resultierenden Bedarf stellen die Tagesstrukturen dar, welche auch unter dem Begriff der schulergänzenden Betreuung bekannt sind. Das Angebot richtet sich an Kinder im Kindergartenalter bis und mit der 6. Primarschulklasse. Es gewährleistet deren Betreuung innerhalb eines modularen Systems nach individuellem Bedürfnis.

Im internationalen Vergleich sind die Tagesstrukturen bereits in 31 Ländern etabliert und stellen eine übliche Form der öffentlichen Bildung und Erziehung dar. National verläuft die Entwicklung der Tagesstrukturen hingegen langsam. Seit einigen Jahren lässt sich aber aufgrund des demografischen Wandels auch hierzulande ein Veränderungsbedarf feststellen.


2. Gesetzliche Grundlagen der Tagesstrukturen

2.1 Gesetzliche Grundlagen der Tagesstrukturen auf Bundesebene

Das Bedürfnis nach umfassender Kinderbetreuung wurde aufgrund dieses veränderten Bedarfs im Jahr 2016 auf der Bundesebene erkannt. Der Bundesrat hat sich zum Ziel gesetzt, dass Familien bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützt werden, wodurch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet werden soll. Diese Zielsetzung umfasst diverse Themenbereiche; einer davon ist der Ausbau der familienergänzenden Kinderbetreuung. Hierzu wurde beispielsweise ein befristetes Impulsprogramm ins Leben gerufen, welches die Schaffung zusätzlicher Plätze für die Tagesbetreuung von Kindern fördern soll.

2.2 Gesetzliche Grundlagen der Tagesstrukturen auf kantonaler Ebene

Auch auf kantonaler Ebene ist ein Veränderungsbedürfnis zu erkennen. Dieses äussert sich in der Gesetzesannahme des KiBeG, des Gesetzes über die familienergänzende Kinderbetreuung, welches am 12. Januar 2016 von der Aargauer Stimmbevölkerung angenommen wurde. Der Gesetzesartikel bildet die gesetzliche Grundlage zur Schaffung von schulergänzenden Betreuungsplätzen im Kanton Aargau. Er verpflichtet die Aargauer Gemeinden zur Umsetzung des KiBeG per Schuljahr 2018/2019 (Kinderbetreuungsgesetz, 2016).


3. Entstehung der Tagesstrukturen Laufenburg und Sulz

3.1 Frühe Entstehungsphase Standort Laufenburg

Der Grundstein für den Mittagstisch Laufenburg wurde im Jahr 2007 gelegt. Aufgrund einer privaten Initiative wurde im Januar 2007 ein Verein gegründet, der sich zum Ziel setzte, einen Schülermittagstisch in Laufenburg zu betreiben und die Kinder in Laufenburg zu verpflegen und zu betreuen.

Seinen Anfang nahm diese Organisation im „Alten Grundbuchamt“. Es wurde ein Raum im oberen Stockwerk bezogen und das Essen aus dem Restaurant Warteck bezogen. Ab August 2007 wurden die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Alten Grundbuchamtes bezogen, wo selbst gekocht und die Kinder auch verköstigt wurden. Anfänglich kamen Kinder aus den Kindergärten und der Primarschule zum Mittagstisch. Ab August 2011 wurde das Mittagessen auch in der Oberstufe im Blauen angeboten. Es fand ein Catering statt, d.h. gekocht wurde im Grundbuchamt und das Essen wurde in die Oberstufe gebracht, wo die Schüler verköstigt wurden.

Da das Grundbuchamt umgebaut werden sollte, wurde seitens der Gemeinde der Mietvertrag mit dem Verein gekündigt. Es folgte eine lange Suche, die jedoch nicht von Erfolg gekrönt war. So löste sich letztlich der Verein Ende 2015 auf und die Gemeinde Laufenburg übernahm den Mittagstisch als Träger ab Januar 2016. Mit der Spitalküche konnte ein Partner gefunden werden, der die Mahlzeiten für den Mittagstisch zubereitete. Für die Kinder der Primarschule und der Kindergärten stellte das Spital Räumlichkeiten für den Mittagstisch zur Verfügung.

3.2 Frühe Entstehungsphase Standort Sulz

Am Standort Sulz wurde am 24. Februar 2009 der Verein „Zwölfi“ gegründet, welcher eine Mittagsverpflegung und anschliessende Betreuung während zwei Tagen pro Woche anbot. Der Verein wurde zehn Jahre lang durch freiwillige Helferinnen unterstützt und schliesslich Ende 2019 aufgelöst. 

3.3 Aufbau der Tagesstrukturen

Im Schuljahr 2018/19 wurde der Mittagstisch Laufenburg einer Leiterin unterstellt. Sie rief innerhalb kürzester Zeit die Tagesstrukturen ins Leben, und schon bald konnten zusätzlich zum Mittagstisch Tagesstrukturen angeboten werden. Mit ihrer Anstellung im August 2018 war sie Leiterin der Einrichtung und zugleich die einzige Betreuungsperson. Die Tagesstrukturen waren an einem Nachmittag pro Woche offen und das Angebot wurde von vier Kindern genutzt.

Schon bald setzte sich ein grosszügiger Ausbau der Tagesstrukturen ein, so dass Ende 2018 während drei Tagen und im Jahr 2019 sogar an allen Wochentagen eine Betreuung angeboten wurde.

Nebst dem Aufbau des Standortes Laufenburg wurde auch der Aufbau des Standortes Sulz in Angriff genommen. Die Tagesstrukturen in Sulz wurden im August 2019 eröffnet und sind seither an drei Tagen pro Woche geöffnet.

Parallel zum Aufbau dieser Einrichtungen wurde das ganze Angebot professionalisiert. Es wurden zahlreiche Konzepte, Regeln und Merkblätter erstellt, welche eine einheitliche und professionelle Kinderbetreuung ermöglichen. Zudem gehört das Zähneputzen seit dem Leitungswechsel zum festen Ritual am Mittagstisch.

3.4 Angliederung des Mittagstisches in Sulz an die Tagesstrukturen

Im Dezember 2019 löste sich der Verein „zwölfi“, der bis dahin den Mittagstisch in Sulz organisiert hatte, auf. Im Januar 2020 wurde der Mittagstisch Sulz in die Tagesstrukturen Laufenburg integriert, was zur Namensänderung in Tagestrukturen Laufenburg & Sulz führte.

3.5 Angliederung der Aufgabenhilfe Laufenburg an die Tagesstrukturen

Ferner wurde der Verein „Dopo Scuola“ nach 30 Jahren aufgelöst und den Tagesstrukturen unterstellt. Die Aufgabenhilfe gehört seit Januar 2021 zum Angebot der Tagesstrukturen und wird derzeit aufgrund des Bedarfes nur am Standort Laufenburg angeboten.

Seit der Angliederung an die Tagesstrukturen steht das Angebot allen Kindern offen.


4. Zeittafel der Entstehung der Tagesstrukturen Laufenburg und Sulz

Januar 2007Gründung des Vereins Mittagstisch und Beginn der Verköstigung von Schulkindern im «Alten Grundbuchamt» in Laufenburg
August 2007Umzug ins Erdgeschoss des Alten Grundbuchamtes mit eigener Zubereitung der Mahlzeiten 
August 2011Eröffnung eines zweiten Standortes in der Oberstufe im Blauen
Januar 2016Mittagstisch Laufenburg geht in den Verantwortungsbereich der Gemeinde Laufenburg über
August 2018Eröffnung der Tagesstrukturen
Januar 2020Nach Auflösung des Vereins „Zwölfi“ in Sulz Übernahme des Mittagstisches in Sulz und Eröffnung der Tagesstrukturen in Sulz
Februar 2020Aufgrund der Corona-Krise Umzug des Burgmatt-Mittagstisches ins Schulhaus Burgrot
Dezember 2020 / Januar 2021Auflösung des Vereins „Dopo Scuola“ und Übernahme der Aufgabenhilfe durch die Tagesstrukturen